Mittwoch, 6. Februar 2013

Flammentochter - Leseprobe

Hallo ihr Lieben,

hier habe ich eine Leseprobe von meiner Fantasy-Novelle "Flammentochter". Erhältlich ist es im Moment nur als ebook bei Amazon.

Flammentochter


Die Sonne warf ihre Strahlen auf das Wasser und ließ es funkeln, als würden sich tausende Diamanten auf seinem Grund befinden. Eine sanfte Brise wog die hohen Tannen in ihren Armen, wie eine Mutter ihr Kind.
Aries nahm seinen Bogen ab und griff nach einem Pfeil in seinem Köcher. Arvinja beobachtete, wie er auf die hohen Wipfel der Tannen zielte und dann einen Zapfen aus den obersten Baumkronen herab schoss.
„Möchtest du auch mal schießen?“ Aries hielt ihr lächelnd den Bogen und einen Pfeil hin. Sie schüttelte den Kopf.
„Oh nein, ich kann das nicht.“
„Natürlich kannst du. Ich helfe dir.“ Aries nickte aufmunternd und reichte ihr den Bogen.
„Na gut.“ Achselzuckend nahm sie den Bogen in die Hand. Aries stellte sich hinter sie und zeigte ihr, wie man den Bogen hielt.
„Siehst du? Ganz locker halten.“ Er nahm ihre Hand und legte ihre Finger sanft um das warme Holz des Bogens. Arvinja nahm die Hitze wahr, die sein muskulöse Körper ausstrahlte und spürte Aries‘ Atem in ihrem Nacken. Ihre Kehle war trocken, das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Er hob den Bogen etwas an und sie blickte auf seine Hand, die über ihrer lag. Stark und warm.
„Und jetzt, der Pfeil.“ Seine Stimme hörte sich brüchig an, sie bildete sich ein, ein leichtes Zittern seiner Hand zu bemerken.
„Ganz locker zwischen Zeige- und Mittelfinger halten. Nicht die Sehne umklammern“, wisperte er. Arvinjas Nackenhaare stellten sich auf. „Und nun den Bogen spannen.“ Sanft zog er ihren Ellbogen zurück. „Fixiere dein Ziel genau. Es gibt nichts anderes … nur dich und diesen Tannenzapfen dort oben. Genau den musst du treffen.“

Arvinja kniff ein Auge zu und versuchte sich auf ihr Ziel zu konzentrieren, doch Aries' Nähe brachte sie zu sehr aus dem Konzept. Er besaß alles, was sie sich je von einem Mann erträumt hatte: Er war schön, stark, mutig und hatte Humor. Einziges Problem: Er war kein Mensch.
Arvinja seufzte gedankenverloren auf. Im nächsten Moment sauste der Pfeil surrend durch die Luft, verfehlte sein Ziel und bohrte sich am anderen Ufer in die Erde.
„Ups“, stieß sie hervor. „Ich bin wirklich kein begnadeter Schütze.“
„Für eine Feuerhexe war das aber nicht schlecht.“ Aries lachte und reichte Arvinja einen neuen Pfeil aus dem Köcher. Der fünfte Pfeil bohrte sich schließlich in den Stamm der anvisierten Tanne.
„Jaaaah! Siehst du? Beim nächsten Mal triffst du auch den Zapfen, Arvinja.“ Aries war sichtlich stolz und strahlte sie an. Das Türkis seiner Augen war so intensiv, dass ihr schwindelig wurde. In seinem Blick lag eindeutig Zuneigung … mehr noch … Gefühle, Leidenschaft. Arvinjas Herz raste. Sie sah rasch zur Seite und schluckte hart.
„Ich … ich muss gehen, Aries. Es ist schon spät.“

Als er sie kurze Zeit später in der Nähe des Waldrandes von seinem Rücken hob, zog er sie plötzlich nach vorne an seine Brust und drückte sie an sich. Arvinjas Beine baumelten in der Luft, mit einem überraschten Laut umklammerte sie seinen Hals.
„Ich bin froh, dass du da bist, Arvinja. Mir ist, als hätte ich schon mein Leben lang auf dich gewartet.“ Sein Atem streifte ihr Ohr. Arvinja musste ein Stöhnen unterdrücken, als wohlige Schauer über ihren Rücken liefen. „Nachdem ich dich damals vor diesem widerwärtigen Kerl gerettet und aus dem Fluss gezogen habe, bin ich manchmal nachts ins Dorf geschlichen, um zu sehen, wie es dir geht. In deinem Zimmer brannte Licht und ich habe mich danach gesehnt, bei dir zu sein. Ich vermisste ich dich mit jedem Herzschlag mehr. Wenn du jetzt gehst, kann ich es kaum erwarten, bis wir uns wieder sehen.“
Arvinja keuchte auf und legte den Kopf zurück, um Aries anzusehen. Keine gute Idee. Sein Gesicht war so nah, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten und in seinen türkisfarbenen Augen brannte ein leidenschaftliches Feuer. Er würde sie küssen … oh Gott, er würde sie gleich küssen!
„Ich … ich“, begann sie stotternd. „Mir geht es ebenso, Aries. Aber …“
Im nächsten Moment lagen seine Lippen auf ihren und Arvinja vergaß, was sie sagen wollte, wo und wer sie war und wohin sie wollte. Sein Kuss war das Berauschendste, was sie je erlebt hatte. Ihre Arme schlangen sich fester um ihn, als Aries den Kuss vertiefte und verzückt seufzte. Sie öffnete den Mund, als seine Zunge um Einlass bat, und erwiderte das leidenschaftliche Spiel. Sie schmolz in Aries starken Armen und hoffte, der Augenblick würde durch nichts zerstört. Doch die Vernunft machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Was tat sie hier nur? Sie küsste einen Zentauren!
Außer Atem löste sie den Kuss und stemmte ihre Fäuste gegen seine massigen Schultern.
„Aries, nein! Lass mich runter, das dürfen wir nicht!“
Er blickte sie bestürzt an und schüttelte den Kopf.
„Verzeih, Arvinja … ich …“ Er ließ sie behutsam sinken, hielt sie jedoch fest, als sie schwankte. Arvinja zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht was sie fühlen sollte, ihre Emotionen tobten wie ein Orkan. Das Feuer loderte in ihr, sie wollte ihn wieder küssen, doch zugleich wollte sie auf der Stelle fortlaufen. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Das hätte ich nicht tun sollen.“ Aries wirkte sichtlich erschüttert. Arvinjas Handflächen kribbelten … das Feuer in ihr meldete sich unaufhaltsam. Sie ließ rasch seine Arme los und wich zurück.
„Nicht …“, krächzte sie leise. „Ich muss jetzt gehen.“ Arvinja ging einige Schritte rückwärts und wandte sich um, doch Aries rief ihr nach.
„Arvinja!“
Sie blickte zurück und es zerbrach ihr fast das Herz, ihn so stehen lassen zu müssen. Trotz seiner eindrucksvollen Statur und seiner starken Ausstrahlung wirkte er plötzlich verloren und zerbrechlich.
„Ich …“ Er hob die Hand ließ sie jedoch wieder sinken.
„Ja?“ Arvinjas Herz hämmerte in heftigem Stakkato. Aries schien mit sich zu ringen; sie hatte das Gefühl, er wollte ihr etwas Wichtiges mitteilen.
„Sehen wir uns wieder?“, fragte er schließlich unsicher. Angst stand in seine Augen geschrieben. Arvinja überlegte einen Moment, was sie antworten sollte, doch es gab ohnehin nur eine Antwort für sie. Ganz egal, wie die Folgen wären. „Natürlich, Aries“, erwiderte sie lächelnd. „Samstagmorgen. Versprochen.“



Buch Trailer Eine riskante Mission