heute gibt es den Anfang meiner neuen Kurzgeschichte, die demnächst bei Amazon als eBook erscheinen wird. Viel Spaß!
Licht und Schatten - Wildes Verlangen
Fantasy - Gay Romance
von Verena Rank
Wenn
die Zeit reif ist und Licht und Schatten einander begegnen, werden sich ihre
Seelen vereinen, obgleich der Eine den Auftrag hat, den Anderen zu vernichten.
Die Liebe jedoch ist stärker als Hass und Krieg. Gemeinsam wird ihre Macht
gewaltiger sein, als jede andere zuvor. Die Herrschafft der Auserwählten wird Völker
vereinen und aus der Verbindung wird eine neue Spezies hervorgehen. So ist es
vorherbestimmt.
Alle
wussten von dieser Prophezeiung. Die Lichtelfen in den Wäldern und die Vampire
im finsteren Tal. Unter beiden Völkern gab es diejenigen, die all ihre Hoffnung
auf die Auserwählten legten. Sie würden den Krieg endlich beenden und ihre
Anhänger in eine neue Welt führen. Andere wiederum waren bereit, alles nur
Erdenkliche zu tun, um solch eine Verbindung zu verhindern. Die Herrscher über
Licht und Schatten waren seit Anbeginn der Zeit Feinde. Und so sollte es auch
für alle Ewigkeiten bleiben …
Die
Vampire bewegten sich lautlos und unbemerkt durch den nächtlichen Wald. Dank
ihrer übernatürlichen Sinne durchdrangen sie Nebel und Dunkelheit mühelos.
Niemand hatte ihre Feinde gewarnt, sie lagen in tiefem Schlaf. Seit Monaten
herrschte Waffenstillstand zwischen dem stolzen Elfenvolk und den Geschöpfen
der Nacht. Doch dieser Waffenstillstand diente nur einem Zweck: Die Elfen in
falscher Sicherheit zu wiegen und ihre Unaufmerksamkeit zu erlangen.
Der
Krieg zwischen Licht und Finsternis tobte schon so lange, dass sich niemand
mehr erinnern konnte, wann und wie er genau begonnen hatte. Natürlich
existierten Mythen darüber. Die Vampire glaubten daran, dass es einst ein
mächtiger Lichtelf war, der ihre Spezies zu ewigem Schattendasein verflucht und
damit diesen Krieg heraufbeschworen hatte. Bei den Elfen hingegen ging der
Mythos um, der erste Vampir, der damals aus seinem finsteren Loch gekrochen
war, hätte eine Elfenprinzessin entführt und grausam ermordet.
Wie
bei jedem der vielen sinnlosen Kriege ging es um Macht und Vorherrschaft, die
jeder für sich alleine beanspruchte. Beide Völker verfügten über herausragende
Krieger und große Armeen und so war es bisher keinem gelungen, den anderen zu
besiegen.
Die
Vampire waren besessen von der Idee, die Elfen als Sklaven und Nahrungsquelle
zu besitzen und sie ihren Stolzes zu berauben. Elfenblut war kostbarer als
Gold, denn es verlieh unvergängliche Schönheit und steigerte übersinnliche
Fähigkeiten. Das Imperium der Vampire, tief unter der Erde, stand der Größe des
Elfenreiches in nichts nach. Die dunkle Stadt Horvath war so groß, dass es vier
Tagesmärsche brauchte, um sie einmal zu Fuß zu durchqueren. Und von Horvath aus
hatten sich die Vampire erneut aufgemacht, die Elfen zu bezwingen …
Derian
war ein Schattenprinz und ein Vampirkrieger. Er führte eine der Truppen an, die
das südliche Viertel des Lichtwaldes nach Alandor, dem Sohn des Elfenfürsten,
absuchten. Sogar nachts war es hier nicht gänzlich finster und so brannte seine
Haut, als würden kleine Flammen darauf tanzen. Doch er war fest entschlossen
und die Schmerzen waren ein kleines Opfer für den Ruhm, den er erlangen würde,
wenn er Alandor seinem Vater, dem Vampirfürsten auslieferte. Sie hatten den
Auftrag, den Elfenprinzen mit Gewalt in die dunkle Stadt zu entführen. Dort
würde man ihn solange festhalten und foltern, bis das Elfenvolk dazu bereit
war, sich den Vampiren zu unterwerfen
und Blutopfer zu bringen.
Derian,
Moldror und zwei weitere Vampirkrieger entfernten sich von der Truppe, um nach
dem Elfenprinzen zu suchen. Die anderen Vampire sicherten das Gebiet ab. Derian
hatte zuvor nicht gewusst, wo sich Alandor befand, es hätte jedes dieser
prunkvollen Baumhäuser sein können. Eine plötzliche Eingebung hatte ihn hierher
geführt und als er die beiden Wachen entdeckte, bestätigte sie sich. Er nickte
Moldror zu, um ihn auf die Wachen aufmerksam zu machen.
„Kümmert
euch um die beiden“, wisperte er in die Stille, die sonst nur vom Zirpen der
Grillen durchbrochen wurde. Seine drei Begleiter hatten keine Mühe, die halb
schlafenden Wachen auszuschalten, während er alleine die hölzerne Wendeltreppe
hinauf stieg, die in das Quartier des Elfenprinzen führte. Es war ein starker
Sog, der ihn zwang, den Raum zu betreten. Er hatte ihn gefunden, weil es so
sein musste.
Derian
schloss die Tür, ging um das Bett herum und näherte sich dem schlafenden Elfenprinzen.
Alandors Anblick raubte ihm für einen Moment den Atem. Elfen waren bekannt für
ihre überirdische Schönheit, doch dieser hier übertraf jegliche Vorstellung.
Die Bettdecke, die bis zu seinen Hüften hinunter geglitten war, erlaubte einen
Blick auf seinen Oberkörper. Die elfenbeinfarbene Haut war glatt und makellos,
darunter zeichneten sich die Muskeln eines Kriegers ab. Goldblondes Haar
umspielte das Kissen in sanften Wellen, wie der Ozean den Strand. Derian
runzelte die Stirn. Seit er den Raum betreten hatte, war ihm, als wäre er nach
einer endlosen Reise durch die ewigen Schatten endlich heimgekehrt. Seine
Gedanken und Empfindungen machten sich selbstständig, sein Körper wurde von der
Gestalt des Elfenprinzen geradezu magisch angezogen. Das konnte nur ein böser
Zauber sein.
Derian
versuchte, sich zu konzentrieren und legte die Fingerspitzen an seine pochenden
Schläfen. Natürlich spukte ihm sofort die alte Prophezeiung durch den Kopf,
doch das war absurd. Niemals … nicht er! Eher würde er sich eigenhändig einen
Holzpflock durchs Herz jagen.
Derians
Puls raste, als er sich hinunter neigte, um Alandor genauer zu betrachten. Seine
langen schwarzen Haare vereinten sich mit den hellen Strähnen auf dem Kissen,
als würden sie zusammengehören. In diesem Moment öffneten sich die schönsten
Augen, die Derian jemals in seinem unsterblichen Leben erblickt hatte und er ahnte,
dass er verloren war. So hatte der Himmel an einem strahlenden Sommertag ausgesehen.
Die Erinnerung an längst vergangene Zeiten verursachte einen Stich in seiner
Brust. Es war so lange her …
Dieses
intensive Saphirblau vernebelte Derians Sinne und beraubte ihn jeglichen Denkvermögens.
Seine Unachtsamkeit wurde sogleich bestraft. Plötzlich blitzte etwas Silbernes
auf und er fand sich gegen die Wand gedrängt wieder - mit der Spitze einer Klinge
an seiner Kehle. Das Absurde war, dass es ihm gar nichts ausmachte, solange er
nur weiter in diese atemberaubenden Augen blicken durfte.
Alandor
war mit einem Satz aus dem Bett gesprungen, seine Faust hatte den Griff des
Schwertes vermutlich in dunkler Vorahnung bereits im Schlaf umklammert.
„Was
willst du, Blutsauger?“ Die Schultern des Elfenprinzen bebten. Sein Haar fiel
ihm über die nackte Brust und streifte den Bund seiner Stoffhose.
Aus
reinem Instinkt heraus versuchte Derian den Elfen auf geistigem Wege zu
erreichen, wie es nur Seelengefährten zu tun vermochten.
„Nie hätte ich gedacht, dass ich dich
ausgerechnet hier finden würde.“
Alandor
zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich überrascht und entsetzt zugleich.
Einen winzigen Moment wirkte er überwältigt, sprachlos. Doch dann verwandelte sich
sein Gesichtsausdruck in Hass und er reckte stolz das Kinn. Die Spitze seines
Schwertes drückte sich stärker gegen Derians Kehle.
„Versuch
das erst gar nicht. Mich wirst du mit deinem Vampirzauber nicht beeindrucken
können.“ Seine Stimme war rein und klar und hallte, als würden sie sich in
einem großen Saal befinden. Derian spürte ein Rinnsal seines kalten Blutes an
Hals und Brust hinunterlaufen. Entlang seiner Wirbelsäule begann es zu
kribbeln, wenn er sich nicht beherrschte, würden seine Flügel ausbrechen. Das
würde ihm gerade noch fehlen – dass er mit diesen riesigen, schwarzen Schwingen
sein neues Hemd zerfetzte. Derian zwang sich innerlich, Ruhe zu bewahren und
straffte die Schultern.
„Und
du mich nicht mit deinem Silberschwertchen … Elfenprinz“, erwiderte er
spöttisch und offenbarte Alandor fauchend seine Fänge. „Ich habe meine Waffe
stets bei mir und ich kann dich damit in Stücke reißen, wenn ich will.“
„Nicht
mehr, nachdem ich dein Herz durchbohrt habe“, zischte Alandor zurück, während
er den Druck der Klinge verstärkte. Erst jetzt wurde Derian bewusst, wie nahe
sie sich waren und was dies in ihm auslöste. Er konnte Alandors Atem an seiner
Wange spüren. Diese Augen fesselten ihn so sehr, dass es ihm schwerfiel, sich
ihrem Sog zu entziehen. Eine Welle der Erregung durchströmte Derians Körper. Er
stieß einen Fluch aus und begann, ungeachtet der Klinge an seiner Kehle, sein
Hemd aufzuknöpfen. Der irritierte Blick des Elfen hätte ihn beinahe laut
auflachen lassen. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, das Hemd abzustreifen,
als sich seine Schwingen schon ihren Weg durch die Haut brachen. Der Schmerz
war kurz, aber intensiv. Derian biss die Zähne aufeinander und knurrte. Seine
nachtschwarzen Flügel entfalteten sich mit einem schlagenden Geräusch und
überragten seinen Kopf um fast einen Meter. Alandor ließ die Klinge sinken, wich
keuchend zurück und starrte ihn ungläubig an.